Thüringen hat durch die Transformation der 90er Jahre viel Holzindustrie verloren. Durch den Wandel zu nachhaltigen Baustoffen könnte hier eine Wiederansiedlung erfolgen. Das setzt aber voraus, dass ausreichend Rohstoff Holz vorhanden ist, was durch Klimawandel und politisch geforderter Renaturierung nicht immer gegeben ist. Dazu kommt, dass die Bekämpfung des Klimawandels zu den größten Herausforderungen und dringendsten Aufgaben unserer Zeit gehört. Um die bis 2045 angestrebte Treibhausgasneutralität zu erreichen, bedarf es der Dekarbonisierung unseres gesamten Wirtschaftskreislaufs.
Vor diesem Hintergrund fand am 13. April bei der Pollmeier Massivholz GmbH & Co. KG in Creuzburg eine Podiumsdiskussion statt. Unter dem Titel „Holzbau – Nachwachsende Rohstoffe im Zielkonflikt zwischen Klimaschutz und Naturschutz“ diskutierten Fachleute und Politiker mit anwesenden Interessenten. Neben Wolfgang Tiefensee (Minister für Ministerium Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft), Prof. Dipl. Forsting. Erik Findeisen (Dekan der Fachhochschule Erfurt – Forstwirtschaft) konnte zusammen mit dem gastgebenden Geschäftsführer Ralf Pollmeier auch die Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen Klara Geywitz begrüßt werden.
„Durch das Bauen wird viel CO2 emittiert. Aber Nichtbauen ist auch keine Lösung.“ Eine Möglichkeit zur Einsparung durch die Fähigkeit zur Speicherung des Treibhausgases und seine Energieeffizienz biete Holz, eröffnete Geywitz die Runde. Einem Pollmeier-Prospekt war zu entnehmen, dass die CO2-Emissionen für 1 kg Kunststoffe 1,5 bis 5 kg CO2 betragen, während 1 kg Holz 1,8 kg CO2 einlagern könne.
Thüringen habe in den letzten Jahren erheblich investiert, um seine Aktivitäten in den Bereichen alternatives und ressourcenschonendes Bauen auszubauen, sagte Tiefensee. „Mit vier Forschungseinrichtungen in Weimar und Nordhausen verfügt Thüringen bundesweit über einen echten Kompetenzschwerpunkt in diesem Bereich.“ Das Land hat deshalb, neben der institutionellen Förderung verschiedener Institute und Einrichtungen, seit 2016 mehr als 32 Millionen Euro aus EU- und Landesmitteln in die Forschungen zum Thema nachhaltiges Bauen gesteckt. Zudem profitieren die Thüringer Akteure auch von bundesgeförderten Projekten für ressourceneffizientes Bauen im Umfang von knapp 22 Millionen Euro. Das Thema Holzbau spiele dabei eine wichtige Rolle. Wie diese Potentiale weiterentwickelt werden können, dazu solle auch die Diskussion an diesem Abend dienen.
Prof. Findeisen informierte anschließend über den aktuellen Arbeitsstand des geförderten Projektes „Holz-21-Regio“, welches nach der Gründung 2020/21 jetzt unter der Leitung der FH-Fachrichtung Forstwirtschaft und der TU Ilmenau in die „Arbeitsphase gekommen“ sei. Das Bündnis vereine aktive Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Tourismus. Mit der gezielten Nutzung von Laub -und Nadelhölzern durch Partner wie Forst- und Holzwirtschaft, Bauwesen, Forschungseinrichtungen und kommunale Partner sollen in einer strukturschwachen und ländlichen Region die traditionell starken Wirtschaftsbereiche wie Forst- und Holzwirtschaft, Digitalisierung, und Sensorik sowie Sondermaschinen- und Fahrzeugbau weiter aufgewertet werden.
Diskutiert wurde dann rund um die Themenkreise Waldumbau, der technischen Vergleichbarkeit von Holz mit anderen Baustoffen sowie die Kosten für den Holzbau und das letztendliche Recycling. Dabei wurde festgestellt, dass der derzeit stattfindende Waldumbau durch die Borkenkäferschäden nicht zugunsten von Laubholz verlaufe. Hintergrund seien verschiedene Zielkonflikte zwischen Holzabbau und anderen konkurrierende Interessen wie beispielsweise dem Naturschutz. In der Festigkeit seien Holzkonstruktionen aus Baubuche im Vergleich zu Beton ebenfalls sehr stabil und vielseitig einsatzbar. Die Baupreise ließen sich dabei durch die vorhandenen Möglichkeiten wie ein serielles Bauen durchaus mit klassischen Bauweisen vergleichen. So sei beispielsweise auch ein späterer Umbau bei einer Nutzungsänderung durchaus ohne größeren Aufwand möglich. Das Thema Recycling am Ende gestalte sich durch die Möglichkeit des Verbrennens relativ einfach.
„Die Bauforschung muss weiter gestärkt werden“, waren sich Clara Geywitz mit Wolfgang Tiefensee einig. Deshalb solle demnächst ein neues „Bundeszentrum für nachhaltiges Bauen“ entstehen. Die beiden Hauptsitze sollen sich in Weimar und in Bautzen (Sachsen) befinden. Jedoch seien die dafür nötigen Bundesmittel zur Finanzierung noch nicht frei gegeben, was jedoch noch im Frühjahr geschehen könne.
Ein Beitrag der Presseagentur FAKT Erfurt
Bildunterschriften:
Die Vorstandsvorsitzende Sabine Wosche konnte zahlreiche Gäste begrüßen.