01|09|2022

Energiewende ohne russisches Gas

Der Energiemarkt funktioniert scheinbar nicht mehr und die Zeit, die Spielregeln zu ändern, ist knapp. Das Wirtschaftsforum der Sozialdemokratie Thüringen e.V. hatte am Dienstagabend ins Volkshaus in Meiningen zu einer Diskussionsrunde geladen, um darüber zu sprechen, wie die Energiewende ohne russisches Gas als Brückentechnologie gelingen kann. Die Veranstaltung stieß auch aufgrund ihrer Aktualität auf großes Interesse.

Das Positive gleich zu Beginn – die Gefahr von Versorgungsengpässen im kommenden Winter – verringert sich von Tag zu Tag.

Jahrzehnte haben die EU-weiten Regularien der Energiepreisbildung, die ein ausgeglichenes Verhältnis von Versorgungssicherheit, Preis und Innovation ermöglichten, gut funktioniert. Aktuell scheint das nicht mehr so zu sein. Fehlendes russisches Gas kann durch den Import von Flüssiggas per Schiff in wenigen Monaten ersetzt werden, wodurch der Gaspreis sich wieder verringern sollte. Die Kopplung des Strompreises an die teuerste Form der Stromerzeugung, im Moment aus Erdgas, sollte aber abgeschafft werden.

Die Landesregierung setzt auf Maßnahmen zur Energieeinsparung und fördert die Abkehr von fossilen Energieträgern. Die Unternehmen sollen bei der Dekarbonisierung ihrer Produktionslinien unterstützt werden – dies berichtete Carsten Feller, der für Wirtschaft zuständige Staatssekretär im Thüringer Ministerium für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft. Darüber hinaus fordert Thüringen beim Bund und in Brüssel die Anpassung der Spielregeln am Energiemarkt und Hilfen für existenziell Betroffene, insb. für kleine und mittlere Unternehmen, aber auch für energieintensive Unternehmen, ein.

Nicht nur Verbraucher und Unternehmen, sondern auch die Stadtwerke stehen hier vor Herausforderungen. Energie wird von Versorgern meist für ein bis zwei Jahre im Voraus eingekauft. Der Markt kennt jedoch seit Wochen nur eine Richtung – nach oben. Kurzfristig nutzen den Versorgern die vor Monaten gekaufte günstige Energie. Langfristig wird grüne Energie, von Biogas bis Solarstrom, ein Muss für bezahlbare Preise – hier zeigten die Stadtwerke drei interessante Projekte.

Die Energiewende bleibt eine gesellschaftliche Herausforderung, die mit Engagement, aber auch Solidarität für besonders Betroffene lösbar ist.